März 19, 2025

Warum die Kaffeepreise hochfliegen

by Leandra Reiser

Uff. In den letzten Monaten ist ein regelrechtes Gewitter über die Kaffeebranche hinweggefegt. Es hat den Markt aufgewühlt. Und liess die Preise in die Höhe schnellen.


Die Preise für Rohkaffee sind im letzten Jahr um etwa 70 Prozent gestiegen. Klar, wir waren in der Vergangenheit schon mit ähnlichen Szenarien und Statistiken konfrontiert. Aber dieses Mal ist anders, sagt miró-Mitbegründer Dani Sanchez: «Was wir in den letzten 12 Monaten erlebt haben, ist nicht vergleichbar. Seit unserer Eröffnung im Jahr 2013 haben wir noch nie eine solche Situation erlebt. Dies wird die erste Preiserhöhung für Röstkaffee in der Geschichte von miró sein, die auf Marktschwankungen zurückzuführen ist.»

«Die grösste Herausforderung besteht derzeit darin, hochwertigen Rohkaffee zu nachhaltigen Preisen zu sichern.»

Dani Sanchez, miró-Mitbegründer

Hauptfaktor: Klimawandel

Der Haupttreiber für die derzeitige schwierige Situation für Spezialitätenkaffee – und Kaffee im Allgemeinen – ist laut miró-Mitbegründer Dani Sanchez der Klimawandel. Kaffeepflanzen benötigen unterschiedliche Regen- und Trockenzeiten, aber die Klimakrise bringt die Wettermuster durcheinander, so dass wichtige Kaffeeanbauregionen (wie Brasilien, Äthiopien und Kolumbien) mit geringeren Erträgen zu kämpfen haben.

Im letzten Herbst erlebte das wichtigste Kaffee-Exportland Brasilien extrem heisse und trockene Wetterbedingungen, die aufgrund des Klimawandels zu Zugerscheinungen führten. Dies bewirkte, dass die Ernte viel schlechter ausfiel als normalerweise erwartet. Das wiederum stellte die Prognosen für das laufende Jahr auf den Kopf – was die Preiskalkulationen auf dem Markt in die Höhe schnellen liess. Fabricio Andrade, CEO unseres langjährigen Partners Sancoffee, einer unabhängigen Kooperative von Spezialitätenkaffeeproduzierenden aus der brasilianischen Region Campo das Vertentes, aus der unsere Boa Vista Bohnen stammen, fügt hinzu: «Die anhaltende Unterproduktion hat ausserdem zu einem Angebotsdefizit geführt, das die Preise weiter in die Höhe trieb.»

«Wenn ein einzelnes Land von einem Ereignis betroffen ist, das ein so grosser Lieferant wie Brasilien ist, hat das Auswirkungen auf das weltweite Angebot.»

Tania Humphrey, Direktorin für Forschung und Entwicklung bei World Coffee Research

Das Angebot ist tief, die Nachfrage hoch

Neben dem Klimawandel tragen auch geopolitische Instabilität, höhere Produktionskosten, zunehmende Regulierungen und eine sich verändernde Marktdynamik zur Komplexität der Beschaffungs- und Preisstrategien bei, sagt Dani. «So hat beispielsweise die EUDR (European Union Deforestation Regulation) zu einem sprunghaften Anstieg der Nachfrage geführt, da sich die grossen Kaffeekäufer:innen beeilten, die Versorgung zu sichern, bevor die Verordnung in Kraft trat. Schliesslich sind die Preise durch spekulativen Handel und Einflüsse der Finanzmärkte noch weiter in die Höhe getrieben worden.»

Hinzu kommt, dass die Kaffeepreise bereits seit Jahren steigen – in den letzten Monaten schlicht noch viel stärker. Laut Jean Etchats, Direktor für Kaffeebeschaffung bei Belco, ist Kaffee ein Produkt, das in den letzten fünfzig Jahren unterschätzt und unterbezahlt wurde. Seit geraumer Zeit stehen eine steigende Nachfrage und ein höherer Verbrauch (aufgrund des Bevölkerungswachstums und des Booms der Mittelklasse) einer stagnierenden Kaffeeproduktion gegenüber (aufgrund des Klimawandels und sozialer Faktoren wie alternde und fehlende Kaffeeanbauende). Darüber hinaus sind das anhaltende Ungleichgewicht zwischen Produktionskosten und Einzelhandelspreisen ein weiterer Grund dafür, dass wir heute mit einem unmittelbaren Anstieg der Kaffeepreise konfrontiert sind.

«Alle Faktoren kombiniert haben einen Sturm ausgelöst, der zu historisch hohen Rohkaffeepreisen geführt hat.»

Fabricio Andrade, CEO Sancoffee

Und dennoch: So komplex die Materie auch ist, der Klimawandel bleibt der Hauptfaktor für den Anstieg und die Veränderung der Preise auf dem Kaffeemarkt, sagt auch Jackie Newman, Vizepräsidentin von World of Coffee. Die Tatsache, dass das Angebot an Kaffee sinkt, während die Nachfrage steigt, führt zu einer starken Belastung des Marktes.

«Dieser Trend scheint sich nicht zu verlangsamen, da unvorhersehbare extreme Wettermuster und wirtschaftlicher Druck die weltweite Kaffeeproduktion kontinuierlich beeinträchtigen.»

Dani Sanchez, miró-Mitbegründer

Was bedeutet das für miró und für euch?

Diese News hinterlassen bei uns Kaffeeliebhaber:innen einen bitteren Beigeschmack. Kind of. Aber – nebst den vielen Bedrohungen, mit denen wir in der Kaffeebranche konfrontiert sind, birgt die aktuelle Situation auch neue Chancen, wie z. B. die Steigerung der Einnahmen für die Produzierenden, die Rückgewinnung jüngerer Generationen für den Kaffeeanbau, die Premiumisierung der Kaffeequalität oder die Expansion des Spezialitätenkaffeemarktes in Europa.

Und: Die direkte Bohnenbeschaffung und Philosophie von miró bleiben gleich, egal was passiert. «Bei miró beobachten wir die Situation täglich genau. Unser Engagement für Qualität bleibt unverändert, und wir arbeiten weiterhin mit denselben vertrauenswürdigen Lieferanten zusammen, mit denen wir seit Jahren zusammenarbeiten», versichert Dani. Während einige Kaffeesorten bereits vor dem Preisanstieg gesichert waren, werden bei anderen noch Anpassungen erforderlich sein: «Rechnet mit einem Preisanstieg von etwa 10 Prozent, der vor allem Kaffees aus Peru, Brasilien, Äthiopien und Honduras betrifft.»

«Wir danken allen miró-Kund:innen von Herzen für ihr Verständnis und die anhaltende Unterstützung in dieser schwierigen Zeit.»

Dani Sanchez, miró-Mitbegründer

Eines ist jedoch sicher: Ihr werdet immer noch den besten Kaffee da draussen in unseren Locations bekommen – nur zu einem etwas höheren Preis. Laut Dani bleibt miró der Transparenz, Qualität und Nachhaltigkeit verpflichtet. Immer. So wird sichergestellt, dass Preiserhöhungen reale Marktveränderungen widerspiegeln und nicht gewinnorientierte Entscheidungen.

… und in Zukunft?

In der Schweiz haben wir das Glück, dass der starke Schweizer Franken einen Teil der Kostensteigerungen beim Einkauf von Rohkaffee abfedern kann. Röstereien in anderen Ländern, die mit schwächeren Währungen zu kämpfen haben, werden wahrscheinlich mit drastischeren Preisanpassungen konfrontiert, sagt Dani. Und: «Ich hoffe, dass sich die Situation im Laufe des Jahres stabilisiert, aber weitere Preiskorrekturen im gesamten Kaffeesektor scheinen unvermeidlich.»